Sparkassen und ING-DiBa im offenen Schlagabtausch

Die kontinuierlich sinkenden Zinsen auf Tagesgeldkonten zerren offenbar nicht nur an den Nerven der Anleger. Vor wenigen Tagen sollen sich zwei namhafte Manager verschiedener Institute einen bisher in dieser Schärfe nicht gekannten Schlagabtausch geliefert haben.

ING-DiBa Tagesgeld

Dass die Niedrigzinsphase die Anleger zunehmend frustriert, ist nicht neu. Doch welchen Frust die Anbieter, die noch einen auskömmlichen, in manchen Fällen garantierten Zinssatz auf Tagesgeldkonten zahlen, bei den Verantwortlichen der Institute auslösen, deren Einlagen aufgrund besserer Konkurrenzofferten kontinuierlich abnehmen, ist dann doch überraschend. Wir waren natürlich nicht dabei, doch nach Berichten der Welt, der FAZ und der Süddeutschen Zeitung sollen in einem mehr oder weniger öffentlich geführten Disput Worte wie „Schmarotzerstrategie“ und „Foulspieler“ gefallen sein. Zwar griffen sich die Herrschaften nicht namentlich an, doch an welche Adresse die Beschimpfungen jeweils gerichtet waren, ist laut „Welt“ aus dem Gesamtzusammenhang leicht zu erkennen gewesen.

Die Hintergründe des Schlagabtausches

Begonnen haben soll die Geschichte mit einer Rede des Präsidenten des Sparkassen- und Giroverbandes Hessen, Gerhard Grandke. Der hatte nach Presseberichten am vergangenen Donnerstag seinem Frust über die schwindenden Tagesgeldeinlagen bei den Sparkassen Luft verschafft mit einer Tirade gegen die Institute, die derzeit die Verbraucher mit deutlich mehr als den gegen Null tendierenden Geldmarktzins umwerben. Der Sparkassenpräsident soll diesen Anbietern vorgeworden haben, die Gelder entweder in riskanten Geschäften anlegen oder aber krisengeschädigte Mutterkonzerne in den Niederlanden oder dem sonstigen Ausland alimentieren.

Auch wenn mit der RaboDirect, MoneYou oder der NIBC Direct diverse Institute mit niederländischen Wurzeln zu den Top-Anbietern gehören: Den Schuh musste sich die ING-DiBa, die deutsche Tochter der niederländischen ING, anziehen. Mit einer in 2012 erzielten Volumensteigerung um zehn Prozent und einem Einlagenbestand von 94,7 Mrd. Euro zum Bilanzstichtag 31.12.12 ist sie der größte Konkurrent der traditionellen deutschen Anbieter. Dementsprechend nutzte der Vorstandsvorsitzende der ING-DiBa, Roland Boekhout bei der Vorstellung der Geschäftszahlen 2012 am vergangenen Freitag die Gelegenheit zu einem Konter.

Anlässlich der Pressekonferenz bezeichnete er die Angriffe auf sein Haus als nicht mehr anständig und verwendet in diesem Zusammenhang den Begriff des Foulspiels. Boekhout widersprach den gegen die ING-DiBa gerichteten Vorwürfen und konnte das anhand der Bilanzzahlen weitgehend belegen: Von den Spargeldern sind rund 60 Mrd. Euro als Immobilienkredite an private Häuslebauer weitergereicht worden, weiter 3,7 Mrd. Euro wurden zur Refinanzierung von Ratenkrediten verwendet. Lediglich zwei Prozent der Bilanzsumme der ING-DiBa flossen nach den Worten des Vorstandvorsitzenden in die Niederlande. Und der Chef der ING-DiBa ging noch weiter: Er prophezeite laut Börsen-Zeitung eine Bankenkonsolidierung, da viele Filialbanken von hohen Kosten geplagt und anders als die schlank aufgestellte ING-DiBa nicht gerüstet seien, die andauernde Niedrigzinsphase zu überstehen. Gleichzeitig soll er laut Börsen-Zeitung den Instituten, die zu geringe Tagesgeldzinsen zahlen, eine fehlende gesellschaftliche Verantwortung vorgeworfen haben.

Gründe für die guten Zinsofferten

Als Grund für die besseren Konditionen der ING-DiBa nannte Boekhout die schlanke Aufstellung seiner Direktbank, die es erlaube, mit den Zinsen langsamer herunterzugehen als andere Institute. Diese Argumentation wird unterstützt durch die Garantiezinsofferte der 1822direkt, die nur um 0,10 Prozentpunkte von der der ING-DiBa abweicht. Interessant wäre ja, wie der hessische Sparkassenpräsident die Geschäftspolitik der 1822direkt, der Tochter der Frankfurter Sparkasse, bewertet.

Doch Hoffnung auf steigende Zinsen wollte auch die ING-DiBa nicht machen. Ihr Chefvolkswirt Carsten Brzeski geht frühestens 2014 von einer Lockerung der strengen Zinspolitik aus. Eine Absenkung der Zinsen auch auf Tagesgeldkonten der ING-DiBa wollte Boekhout deshalb nicht ausschließen, auch wenn momentan keine Kürzungen anstünden. Ob sich diese Aussage nur auf den kürzlich auf 1,00 Prozent gesenkten Basiszinssatz oder auch auf den noch immer sehr guten Garantiezinssatz von 1,75 Prozent bezog, blieb unklar. In jedem Fall wäre es klug, sich den Garantiezinssatz so bald als möglich zu sichern.

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Veröffentlicht in Ratgeber

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