Tagesgeldkonto wechseln

Bei Tagesgeldkonten handelt es sich in der Regel um Online-Konten, die kostenlos bereitgestellt werden. Anders als bei einem Girokonto laufen über ein Tagesgeldkonto außer den Ein-und Auszahlungen, Zinsgutschriften und manchmal erhältlichen Neukundenprämien keine Umsätze. Zudem hat die Eröffnung und Kündigung von Tagesgeldkonten keine Auswirkungen auf die SCHUFA. Deshalb ist Wechsel zwischen den verschiedenen Anbietern relativ leicht möglich. Anleger, die ihre Erspartes immer zu dem Anbieter transferieren, der den aktuell besten Zinssatz und/oder eine attraktive Neukunden Prämie zahlt, werden Tagesgeld-Hopper genannt. Doch auch grundsätzlich beständige Kunden können in Versuchung kommen, ihren Anbieter zu wechseln, denn die Zinsofferten der Anbieter liegen oft sehr weit auseinanderliegen; dies gilt häufig insbesondere für die Angebote an Neukunden. Zudem werden Neukunden mitunter mit attraktiven Prämien (Startguthaben) belohnt.

Tagesgeldkonto wechseln – Schritt für Schritt

Schritt 1: der Blick in den Tagesgeldkonto-Vergleich
Vor einem Tagesgeldkonto-Wechsel sollte immer der Blick in einen Tagesgeldkonto-Vergleich stehen. Nur dadurch kann sichergestellt werden, dass nicht nur der Anbieter mit der höchsten Tagesgeldzinsofferte gewählt wird, sondern dass auch alle sonstigen Produktmerkmale den Vorstellungen des Anlegers entsprechen. Denn über den angebotenen Zinssatz hinaus gibt es große Abweichungen innerhalb der Offerten; so ist beispielsweise die Einlagensicherheit nicht bei allen Anbietern in gleicher Weise gewährleistet. Dazu kommen viele bei der Neuanlage zu beachtende Merkmale, insbesondere die Dauer und die eventuelle betragliche Begrenzung eines möglichen Garantiezinssatzes, geltende Höchst- oder Mindestbeträge, Staffelzinssätze, Zinszahlungstermine und vieles mehr.

Schritt 2: die Eröffnung des neuen Tagesgeldkontos
Über die grundsätzlichen Abläufe bei der Eröffnung eines Tagesgeldkontos ist der wechselwillige Verbraucher ja bereits im Zuge der Erstanlage informiert worden; auf diesbezügliche allgemeine Hinweise kann deshalb an dieser Stelle verzichtet werden. Doch bei der Neueröffung eines Tagesgeldkontos wegen eines beabsichtigten Wechsels des Anbieters sind einige zusätzliche Dinge zu beachten. Da das neue Tagesgeldkonto nicht am Tag der Online-Eröffnung schon genutzt werden kann, sondern (für alle Neukunden) erst nach Abschluss des PostIdent-Verfahrens, sollte die Eröffnung des neuen Kontos immer rechtzeitig vor der Kündigung des alten Kontos erfolgen. So kann vermieden werden, dass der Anlagebetrag einige Tage auf dem in der Regel zinslosen Referenzkonto steht.

Wer aufgrund eines beim Altanbieter zeitlich befristeten Sonderzinssatzes den Wunschtermin für eine Neuanlage schon genau kennt, sollte spätestens vierzehn Tage vor Ablauf der Garantiezeit das neue Konto eröffnen. Bei aktuellen Aktionsangeboten empfiehlt es sich, die Kontoeröffnung möglichst zeitnah an den Aktionsbeginn vorzunehmen. Denn zum einen enden die Fristen für Garantiezinsen nicht nach einer bestimmten Frist nach Eröffnung, sondern mitunter auch zu einem fixen Termin, zum anderen ist nicht bei allen Anbietern ausgeschlossen, dass eine Aktion auch einmal vorzeitig beendet wird.

Schritt 3: der Transfer des Anlagebetrages
Bezüglich der Übertragung des angelegten Betrages gibt es zwei mögliche Vorgehensweisen. Da ein Tagesgeld unabhängig von einem eventuell garantierten Garantiezinssatz jederzeit ohne Wahrung einer Frist gekündigt oder teilaufgelöst werden kann, kann der Anlagebetrag inklusive möglicherweise bereits gutgeschriebener Zinsen unmittelbar nach Aktivierung des neuen Kontos auf das Referenzkonto transferiert und von dort sofort auf das neue Tagesgeldkonto weitergeleitet werden. Möglich ist aber auch, das alte Tagesgeldkonto zu kündigen und den Anbieter zu beauftragen, den kompletten Anlagebetrag) zuzüglich der bereits gutgeschriebenen Zinsen und der noch ausstehenden Zinsen bis zum Auflösetag) auf das Referenzkonto zu übertragen. Im Anschluss daran ist der Betrag an den neuen Anbieter weiterzuleiten.

Schritt 4: den Freistellungsauftrag ändern
Ganz wichtig ist immer dann, wenn der steuerliche Freibetrag von 801 Euro pro Person nicht schon im Rahmen einer anderen Geldanlage ausgenutzt wird, den Freistellungsauftrag bei dem Altanbieter zu kündigen und dem neuen Anbieter einen entsprechenden Auftrag zu erteilen. Für Zinshopper ist es sinnvoll, in einer Liste zu erfassen, welche Freibeträge bereits bei welchem Anbieter ausgenutzt worden sind. Sobald auch das geschehen ist, ist der Tagesgeldwechsel abgeschlossen.

Weitere Dinge, die beim Tagesgeldumzug zu beachten sind

Wer sich für Verfügung über das Tagesgeld vor Kündigung entscheidet, sollte daran denken, das alte Tagesgeldkonto abrechnen und vor allen Dingen schließen zu lassen. Denn nur wenn er das Konto auflöst, hat er die Chance, zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf mögliche Neukundenangebote des Altanbieters zugreifen zu können. Sofern es sich aber bei dem alten Anbieter um ein Institut handelt, das sich durch dauerhaft attraktive, nicht nur an Neukunden gerichtet Zinsofferten auszeichnet, ist es auch ohne Weiteres möglich, das alte Konto nach Abverfügung des Guthabens weiter bestehen zu lassen. Einige Institute löschen ein Konto allerdings automatisch, wenn es einige Monate umsatzlos geblieben ist und keinen Bestand aufweist.

Je nachdem, welche Variante der Anleger wählt, gibt es unterschiedliche Behandlungen hinsichtlich eines eventuellen noch bestehenden Restbetrages und der zum Verfügungszeitpunkt vor Kündigung noch nicht gutgeschriebenen Zinsen. Bei einer nachträglichen Kündigung wird das Restguthaben inklusive aller Zinsen dem Referenzkonto gutgeschrieben, bleibt das alte Tagesgeldkonto bestehen, wird das Restguthaben weiterhin nach den Usancen des Altanbieters verzinst und kann jederzeit wieder aufgestockt werden.

Ab wann wird der Anleger wieder zum Neukunden?

Auch diese Frage gibt es keine allgemein verbindliche Antwort. Die Vorgaben der Anbieter schwanken zwischen Zeiträumen von sechs Monaten bis drei Jahren. Wir haben einige Beispiele herausgesucht:

Bei DAB und vielen anderen Instituten ist jeder Neukunde, der innerhalb der letzten sechs Monate kein Tagesgeldkonto unterhalten hat.

Die Neukundenangebote für ein Tagesgeld bei der ING-DiBa gelten für Kunden, für die dort innerhalb der letzten zwölf Monate kein Tagesgeldkonto geführt worden ist.

Bei der netbank zählt nur als Neukunde, wer dort seit mindestens 24 Monaten kein Tagesgeldkonto unterhalten hat.

Die längste Frist haben wir bei der 1822direkt ausmachen können: Dort gilt eine an Neukunden gerichtete Tagesgeldofferte nur für Kunden, für die seit 36 Monaten kein Tagesgeldkonto beim Anbieter bestanden hat.

Vor- und Nachteile des Kontowechsels

Die Vorteile liegen auf der Hand: Für einen Wechsel des Tagesgeldkontoanbieters sprechen in der Regel ein höherer, oftmals sogar für eine bestimmte Zeit garantierter Zinssatz sowie in manchen Fällen interessante Startguthaben und damit verbunden eine attraktivere Rendite.

Nachteilig kann ein Wechsel dann werden, wenn der Anleger die notwendigen Schritte nicht in der richtigen Reihenfolge vornimmt und beispielsweise sein bestehendes Konto kündigt oder einen Geldtransfer vornimmt, bevor das neue Konto genutzt werden kann. In einem solchen Fall liegt der Betrag unnötig lange auf dem in der Regel unverzinslichen Referenzkonto; die Gesamtrendite wird dadurch geschmälert.

Nachteile können auch dann entstehen, wenn nicht daran gedacht wird, beim neuen Anbieter einen Freistellungsauftrag einzurichten. Die dann trotz eines noch nicht ausgenutzten Freibetrages einbehaltene Abgeltungssteuer ist zwar nicht verloren, sondern kann im Rahmen der nächsten Steuererklärung zurückvergütet werden (Antrag notwendig!). Doch bis der zu Unrecht einbehaltene Steuerbetrag dem Anleger wieder gutgeschrieben wird, vergehen viele Monate.

Alle beruflich sehr eingespannten oder sehr bequemen Verbraucher sollten zudem bedenken, dass trotz der online möglichen Geldtransfers und der online möglichen Kontoeröffnungen und -schließungen zu einem Tagesgeldkontowechsel ein wenig Aktivität vonnöten ist. Denn den in Verbindung mit der Identitätsfeststellung via PostIdent-Verfahren notwendigen Gang zur nächsten Postfiliale können die Anbieter den Neukunden Kunden nicht abnehmen.

Der größte Nachteil beim Tagesgeldkontowechsel entsteht dann, wenn ein durch einen Garantiezins sehr attraktives Neukundenangebot gewählt, aber der Ablauf der Zinsgarantie nicht im Auge behalten wird. Denn ein bei vielen Anbietern auf den Garantiezins folgender relativ bescheidener Zinssatz kann den Vorteil eines Aktionsangebotes mit der Zeit deutlich schmälern.

Doch für jeden Anleger, der bei einer Verlagerung seiner Tagesgeldanlage die notwendigen Schritte in der richtigen Reihenfolge einhält und darüber ein wenig Eigenverantwortung mitbringt, lässt sich die Rendite für ein Tagesgeld durch theoretisch unbegrenzt mögliche Wechsel zu dem jeweils besten Anbieter deutlich erhöhen.

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