Milliardenverluste für deutsche Sparer

In den letzten Tagen sorgte eine Vermögensstudie der Allianz für Aufsehen: Danach sind den deutschen Verbrauchern durch die niedrigen Zinsen allein in 2012 Zinsen in Höhe von netto mehr als fünf Milliarden Euro entgangen.

Netto bedeutet, dass die Auswirkungen der niedrigen Zinsen für Geldanlagen und Kredite miteinander verrechnet worden sind. Denn die Niedrigzinsphase hat ja zwei Seiten: Während die Inhaber von Tagesgeldkonten in der Regel mit einer Rendite leben müssen, die deutlich unter der Inflationsrate liegt, dürfen sich Häuslebauer und Immobilienbesitzer sowie alle Haushalte, die Konsumentenkredite aufnehmen, über die niedrigen Zinsen freuen. Laut der Vermögensstudie der Allianz, die in diesen Tagen von Allianz-Chefsvolkswirt Michael Heise in Frankfurt am Main vorgestellt worden ist, lag in Deutschland in 2012 die Zinsersparnis bei durchschnittlich 195 Euro, die entgangenen Zinsgewinne aber bei 266 Euro pro Kopf. Daraus ergibt sich eine negative Differenz von 73 Euro pro Kopf respektive die ungeheure Zahl von mehr als fünf Milliarden Euro. In allen anderen Euro-Ländern wirkten sich die Niedrigzinsen saldiert mit 134 Euro pro Kopf positiv auf die Verbraucher aus. Grundlage der Berechnungen waren die aktuellen Zinsen im Vergleich mit den Zinsen vor Beginn der Finanzkrise.

Deutliche Vermögenssteigerungen in Deutschland

Die Vermögensstudie wurde am Dienstag nach der Wahl vorgestellt. Ansonsten hätten die entgangenen Zinsgewinne von mehr als fünf Milliarden Euro in 2012 die Zahl der Euro-Gegner vermutlich noch ansteigen lassen können. Doch eine solche Reaktion auf die Ergebnisse wäre zumindest sehr voreilig gewesen, denn das gleiche Papier besagt auch, dass die Deutschen nicht nur besser als all ihre europäischen Nachbarn aus der Krise hervorgegangen sind. Richtig ist vielmehr auch, dass sich das Geldvermögen in den deutschen Haushalten seit Krisenbeginn um durchschnittlich 18 % auf aktuell 41.950 Euro erhöht hat. In 2012 belief sich der Zuwachs auf 4,8 %. Immobilien, Autos, Schmuck und Betriebsvermögen sind in dieser Quote nicht enthalten. Weltweit belegen die deutschen Haushalte den 17. Platz. Die ersten drei Plätze gingen – in dieser Reihenfolge – an die Schweiz, die USA und Japan.

Dass die entgangenen Zinsgewinne überdurchschnittlich hoch waren, liegt an der mit der Krise gewachsenen Vorliebe der Deutschen, ihr Ersparte liquide auf Sparkonten oder Tagesgeldkonten anzulegen. Dort ist aktuell in der Regel nur noch eine Verzinsung von deutlich einem Prozent erhältlich. Und die Chancen, dass sich daran in absehbarer Zeit etwas zum Positiven verändern wird, sind gleich null. Nachdem sowohl die US-Notenbank als auch die EZB erst aktuell ihr Festhalten an der Politik des billigen Geldes bestätigt haben, sind weiter sinkende Anlagezinsen wahrscheinlicher als steigende Zinsen.

Was kann den Anlegern geraten werden?

Wer zum Beginn der Krise die abgestürzten Aktienkurse zu Wertpapierkäufen genutzt hat, ist fein heraus. Denn dem im Krisenverlauf tiefsten DAX-Wert von knapp unter 4.000 Punkten steht aktuell ein Wert von mehr als 8.600 Punkten gegenüber. Dementsprechend ist der größte Vermögenszuwachs in den privaten Haushalten auch durch Kursgewinne entstanden. Dennoch halten wir einen allgemeinen Ratschlag, als Reaktion auf die niedrigen Zinsen das Tagesgeldkonto aufzulösen und in den Aktienmarkt einzusteigen, für nicht vertretbar. Denn genauso schnell, wie die Aktienkurse steigen, können sie auch wieder fallen. Zudem sollten nur längerfristig nicht benötigte Mittel in Aktien angelegt werden.

Für wen eignen sich Aktien?

Grundsätzlich eignen sich Aktien nur für spekulativ eingestellte Verbraucher, die zudem über solide Marktkenntnisse verfügen sollten. Allen anderen raten wir, die bei einigen Anbietern noch immer erhältlichen Tagesgeld-Garantiezinsangebote für Neukunden zu nutzen. Neben der ING-DiBa, die für immerhin vier Monate 1,50 % auf 100.000 Euro bietet, hat beispielsweise die 1822direkt zum 20.9.13 ihr Garantiezinsangebot von 1,30 % für Beträge bis zu 250.000 Euro bis zum 3.2.14 verlängert. Wer schon über ein kleines Wertpapiervermögen verfügt und bereit ist, zumindest einen Teil davon zu einem anderen Institut zu verlagern, sollte sich noch deutlich interessanten Garantiezinsofferten der Cortal Consors und der DAB bank ansehen.

Weitere Alternative: Festgeldanlagen

Nachdem EZB-Chef Draghi mehrfach nachdrücklich versichert hat, die Zinsen im Euro-Raum noch lange Zeit niedrig zu halten, könnte für risikoscheue Anleger auch ein Ein- oder Zwei-Jahres-Festgeld eine Alternative sein. Wer sich dafür entscheidet, kann allerdings bis zum Ablauf der Anlagezeit nicht mehr über sein Erspartes verfügen. Doch dafür erhält er einen garantierten Zinssatz von derzeit bis zu 1,75 % (ein Jahr) respektive bis zu 1,90 % (zwei Jahre). Das ist zwar auch nicht wirklich viel, aber zumindest mehr, als derzeit durch die Inflation verloren geht.

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