Neue Regeln bei Bankenrettungen und eine spektakuläre Zinserhöhung

Die vergangenen Wochen zeichneten sich durch zwei Meldungen aus, die geeignet sind, Tagesgeldkunden zu verunsichern: einem Beschluss der EU-Finanzminister zur zukünftigen Bankenrettung sowie, in der Brisanz natürlich deutlich geringer, einer Zinserhöhung um 50 % bei einem unserer Anbieter.

pbb direkt erhöht den Zinssatz von 0,80 % auf 1,20 %

pbb direkt erhöht die Zinsen für das Tagesgeldkonto auf 1,20 %.
pbb direkt: 1,20 % Tagesgeldzinsen!

In einer Zeit, in der wir die Meldungen über Zinssenkungen kaum mehr zählen können – aktuell kündigten beispielsweise die Santander Bank und die Advanzia Bank die Absenkung ihrer Tagesgeldsätze an – hebt die ehemalige HRE (Hypo Real Estate) den Tagesgeldsatz deutlich an. Ab dem 28.6.13 werden Guthaben auf Tagesgeldkonten der pbb direkt nicht mehr mit 0,80 %, sondern mit 1,20 % verzinst. Dieser Zinssatz gilt für Beträge ab 5.000 Euro. Kleinere Anlagen sind wie bisher bei diesem Anbieter nur möglich, wenn gleichzeitig ein Festgeldguthaben von mindestens 5.000 Euro dort unterhalten wird.

Nun ließe sich ja trefflich darüber streiten, ob die Zinserhöhung ein Zeichen für eine beginnende Zinswende auch bei den Kurzfristzinsen darstellt oder ob das erst im März dieses Jahres eingeführte Produkt auf alter Zinsbasis nicht die Akzeptanz der Verbraucher gefunden hatte. Die Unternehmenshistorie – die HRE hatte nur durch staatliche Hilfen in Milliardenhöhe, also zulasten der Steuerzahler, überlebt – sollte eigentlich kein Argument für möglicherweise zurückhaltende Nachfrage sein. Schließlich bietet die pbb als Mitglied im BdB eine praktische unbegrenzte Einlagensicherung an.

Hintergrund der Zinserhöhung

Doch alle diese Mutmaßungen gehen wohl ins Leere. Nach unserem Verständnis hält der Anbieter nur ein, was er bei der Markteinführung Anfang März 2013 versprochen hatte. Denn seinerzeit hatte Manuela Better, Vorstandsvorsitzende der pbb (Deutsche Pfandbriefbank), in einer Presseinformation darauf hingewiesen, dass die Zinssätze für die Einlagen privater Anleger sich an den Kosten für unbesicherte Refinanzierungen orientieren werden. In der gleichen Pressmitteilung war zu lesen gewesen, dass die Bank neben Pfandbriefen auch Inhaberschuldverschreibungen und Schuldscheindarlehen emittiert. Und die Renditen für die letztgenannten „ungedeckten Refinanzierungen“ sind wie die aller langfristigen Anleihen im Zuge der von US-Notenbankchef Bernanke ausgelösten Unruhen an den Kapitalmärkten gestiegen. So ist es nur logisch, dass der Zinssatz für Tagesgelder bei diesem besonderen Anbieter in die Höhe ging.

EU-Finanzminster einigen sich über neue Regeln bei zukünftigen Banken-Rettungen

Nachdem das geklärt ist, können wir uns einem wichtigeren Thema zuwenden. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag einigten sich die EU-Finanzminister auf neue, einheitliche Regeln zur Behandlung (Rettung oder Schließung) von krisengeschüttelten Banken. Zukünftig sollen in erster Linie die Besitzer, Gläubiger und Großanleger für entstandene Risiken aufkommen. Bisher waren – mit Ausnahme der Zypern-Rettung – durch gewaltige Rettungspakte in erster Linie die Steuerzahler in die Pflicht genommen worden. Doch was der irische Finanzminister Noonan als Meilenstein in der notwendigen Durchbrechung des Teufelskreises zwischen Banken und Staaten sieht, dürfte manchem privaten Anleger die Nachtruhe rauben. Tatsächlich müssen sich aber eher die Großanleger und Aktionäre Sorgen machen als die Inhaber von Tagesgeldkonten. So war es wenig überraschend, dass trotz der weltweiten Erholung der Aktienkurse am Donnerstag die Bankaktien sowohl im DAX als auch europaweit einbrachen.

Keine Auswirkungen für Kleinanleger

Für Kleinanleger soll gelten, was schon bei der Rettung der zypriotischen Banken ausgehandelt worden war: Guthaben bis zu 100.000 Euro pro Anleger, also der Betrag, der in allen EU-Staaten der gesetzlichen Einlagensicherung unterliegt, sollen auch bei einem Zusammenbruch eines Geldhauses grundsätzlich unangetastet bleiben. Für größere Beträge bekommt allerdings, sollten die neuen Regeln von den EU-Parlamentariern durchgewunken werde, zukünftig die freiwillige Einlagensicherung eine größere Bedeutung.

Betragsunabhängig kaum Auswirkungen für Anleger deutscher Banken

Fast alle deutsche Institute und manche Auslandsbanken wie beispielsweise die Bank of Scotland oder die deutschen Töchter ausländischer Institute wie die ING-DiBa sind Mitglied des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB). Durch dessen freiwilligen Einlagensicherungsfonds sind die liquiden Werte privater Anleger praktisch unbegrenzt gesichert.

Bei den Sparkassen gibt es die Institutshaftung, von der auch die 1822direkt als Tochter der Frankfurter Sparkasse profitiert und die einer unbegrenzten Einlagensicherheit für alle Kunden gleichkommt. Und die genossenschaftlichen Institute, die sich unter dem Dach des BVR zusammengeschlossen haben, garantieren jedem Anleger eine 100-prozentige Sicherheit.

Augen auf bei ausländischen Anbietern

Die meisten ausländischen Anbieter hingegen können ihren Kunden nur die gesetzliche Einlagensicherung anbieten; Beträge über 100.000 Euro pro Person könnten somit bei einer Schieflage der Bank gefährdet sein. Doch letztlich ist das schon seit der Zypern-Rettung nicht mehr grundsätzlich auszuschließen gewesen. Seitdem müssen Anleger, die Ersparnisse von mehr als 100.000 Euro einem Institut trotz begrenzter Einlagensicherung anbieten, mit dem latenten Verlustrisiko für alle den Sicherungsbetrag übersteigenden Beträge leben. Mit dem jetzt gefassten Beschluss der EU-Finanzminister ist dieses Risiko wahrscheinlicher geworden.

« Zurück zur Übersicht

Verwendete Schlagwörter: , , ,
Veröffentlicht in 1822direkt, Allgemein, Bank of Scotland, ING-DiBa, pbb direkt, Ratgeber

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*